Der Umgang mit Swastikafibeln zwischen Ausgrabung und Ausstellung

Anna Benedetti

Die Swastikafibel vom Trappeleacker in Pfaffenhofen wurde aus Bronze angefertigt und misst eine Breite von 3 cm. In der Mitte verziert die Anstecknadel ein ins Kreuz gestelltes Linienpaar. Gefunden wurde sie in den 1880er Jahren bei Ausgrabungen südöstlich des Ortes. Datieren lässt sie sich auf das zweite oder dritte Jahrhundert nach Christus. Der Fundort verwies auf einen Opferplatz. Als Schenkung des Vorstands Franz Wieser kam sie schließlich ins Museum und wurde im „Saal für Alterthümer“ ausgestellt. 1938 gewann sie allerdings deutlich mehr an Bedeutung. Einem Brief des Vorstands des Verwaltungsausschusses des Ferdinandeums Otto Stolz, adressiert an den Leiter des Gaukulturamtes Siegfried Ostheimer, ist zu entnehmen, dass sich Ostheimer beide Hakenkreuzfibeln aus der Sammlung für einen bestimmten Zweck schicken ließ. Sie sollten laut Stolz am besten auf einem Einsatz montiert werden und folgende Inschrift auf einer darunter angebrachten Messingplatte bekommen:

„Dem Führer widmet anläßlich seines Besuches am 5. Ostermonds 1938 das Land Tirol diese beiden bronzenen Hakenkreuze, die aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung stammen und im Boden Tirols, das eine bei Pfaffenhofen im Oberinntal und das andere in Mechel am Nonsberg gefunden worden sind.“

(TLMF, Hausarchiv, Museumsakten, Z 123, Otto Stolz an Siegfried Ostheimer, 2. April 1938.)

Der Fachdirektor der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung des Museums Gero von Merhart sprach sich jedoch dagegen aus. Es handle sich um einen römischen Gegenstand, auch wenn es natürlich das „gemein-nordische Heilszeichen“ sei. In gewissen Kreisen sei man „gegen Römisches sehr empfindlich“ und werde sich vermutlich darüber lustig machen, dass Tirol gerade eine „römische, oft genug vorkommende, obendrein noch auf ladinisch-italienischen Boden gefundene Fibel“ überreiche (TLMF, Hausarchiv, Museumsakten, Z 123, Gero von Merhart an Otto Stolz, 20. März 1938). Da heute beide Hakenkreuzschließen nach wie vor im Ferdinandeum ausgestellt sind, kann man davon ausgehen, dass Stolz der Empfehlung Merharts nachgekommen ist. Offensichtlich wurde Hitler bei seinem Besuch in Innsbruck am 5. April 1938 stattdessen eine Mappe mit einer Dokumentensammlung der Abstimmung von 1921 übergeben, bei der die Mehrheit der Tiroler und Tirolerinnen die Angliederung an das Deutsche Reich befürwortet hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es sehr ruhig um die Fibel. Es lässt sich nicht genau sagen, ob sie wieder zurück in die Ausstellung kam oder ins Depot. Ende der 1990er Jahre findet sich die Gewandnadel jedoch in einem Ausstellungskatalog erwähnt, dabei ihre Verbindung mit dem Nationalsozialismus – noch typisch für die Zeit seit 1945 – lediglich als „Kuriosum“ bezeichnet. Erst 2015 wurde sie Teil einer Sonderausstellung, die Symbole und Zeichen in den Fokus rückte. Damit verwandelte das Museum die Hakenkreuzfibel wieder zu einem „heißen“ Objekt und stellte eine Verbindung mit den Betrachtern und Betrachterinnen der Fibel her. Sie sollte nicht nur als archäologisches Fundstück gesehen werden, sondern auch als Auslöser einer Konnotation mit dem Nationalsozialismus dienen. Diese Verbindung mit dem Nationalsozialismus versuchte man in dieser Ausstellung in der Folge aufzubrechen, indem das Symbol in den breiteren Kontext seines Ursprungs sowie verschiedener Bedeutungen gesetzt wurde. Auch heute ist die Swastikafibel in der archäologischen Dauerausstellung noch zu sehen. Sie ist damit zwar noch nicht sofort zu einem „kalten“ Objekt geworden, jedoch entschied man sich dafür, sie allein wirken zu lassen, ohne einen Bezugsrahmen zur Symbolbedeutung der Swastika in unterschiedlichen Zeiten herzustellen.

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