Eva Knabl
Ein Langschwert, wie jenes aus Pfaffenhofen, wies dem Träger oder der Trägerin in der sozialen Hierarchie einen hohen Rang zu, denn dahinter stand eine aufwendige und kostenintensive Produktion. Bei einer Spatha handelte es sich um ein zweischneidiges Schwert, das wohl ursprünglich aus dem Keltischen stammte und danach von den germanisch sprechenden Gruppen übernommen wurde. Die Länge des Schwertes war ursprünglich 86,3 cm und es hatte eine Klingenbreite von 5,7 cm. Zunächst vermutete man eine frühmittelalterliche Kirche in diesem Bereich, festgestellt wurde laut älterer Forschung jedoch ein spätantiker Bischofssitz, was die Bedeutung der Ausgrabungen zusätzlich erhöhte. Die im Bereich der Gräber gefundenen wertvollen Objekte, wie etwa Sattelzeug und Beschläge, wurden einer bajuwarischen Besiedlung zugeordnet. Auch die neuere Forschung stuft die Ausgrabungen in Pfaffenhofen als sehr wichtig ein. Umso spannender ist die Frage, ob die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner von Pfaffenhofen von dieser Vergangenheit des Ortes wissen und welche Rolle diese für sie spielt.
Die Zeitungsberichterstattung in den 1960er Jahren hatte zunächst wieder stärker an den spätantiken Bischofsitz und weniger an die Bajuwaren angeknüpft, die – direkt nach dem Zweiten Weltkrieg und der Bedeutungserhöhung alles Germanischen – zuvor im Mittelpunkt gestanden war. Dann aber ebbten die Zeitungsmeldungen ab. Veranstaltungen, die die Ausgrabungen im Kontext einer Erinnerungskultur im kollektiven Gedächtnis der Gemeinde verankern könnten, gibt es nicht. Auf einzelnen Webseiten wird auf die frühere Bedeutung verwiesen, etwa auf der Homepage der Gemeinde. Das Dorf bezeichnet sich zwar als „Feriendorf mit Geschichte“, klickt man jedoch auf den Informationsbutton über die Geschichte von Pfaffenhofen, erhält man nur wenige Informationen über die Ausgrabungen beziehungsweise über deren Bedeutung für die Gemeinde. Gern wird auf den frühen Bischofssitz verwiesen, wenn hervorgestrichen werden soll, dass Pfaffenhofen am Jakobsweg liegt.
Während sich die älteren Menschen in der Gemeinde noch an die Ausgrabungen der frühen 1960er Jahre erinnern können oder davon erzählt bekommen haben, erfahren die Kinder in der Volksschule davon, wenn sie im Religionsunterricht vielleicht die Kirche und die Gruft besichtigen. Im Sachunterricht scheinen die Ausgrabungen und ihre Fundstücke jedoch kaum eine Rolle zu spielen. Somit gibt es zwar vage Kenntnisse über die Ausgrabungen, aber kaum jemand weiß, dass die in der eigenen Gemeinde gefundenen Objekte, wie etwa das beeindruckende Schwert, im Ferdinandeum ausgestellt sind und dort auf die Bedeutung Pfaffenhofens verweisen.