9. bis 15. Nov.

Die Innsbrucker Zeitung – einmal mehr als Instrument der Machthaber

Am 9. November erschien nach längerer Unterbrechung – aufgrund vorhergehender kriegerischer Ereignisse und die dadurch verursachten Behinderungen der Verkehrswege – wieder eine Ausgabe der Innsbrucker Zeitung unter bayerischer Redaktion.

Diesem einzigen deutschsprachigen Blatt, das in Tirol im Aufstandsjahr 1809 erschien ist, kam eine wichtige informative Rolle zu. Als Publikationsorgan des jeweiligen Machtinhabers wurden Verordnungen, Edikte und Nachrichten veröffentlicht. Nicht zuletzt diente das zweimal in der Woche erscheinende Blatt aber auch neben Flugblättern, Proklamationen und Liedern als Instrument zur Einflussnahme der öffentlichen Meinung.

Trotz des geschlossenen Friedens zwischen Österreich und Frankreich (Friede von Schönbrunn, 14. Oktober 1809) wurde in dieser Zeit der Aufstand fortgesetzt. Um nun weitere Kämpfe zu verhindern, setzte die bayerische Obrigkeit mit der Ausgabe der Innsbrucker Zeitung vom 9. November auf die Veröffentlichung von mehreren Verordnungen und Schreiben. Diese sollten den der älteren Literatur zufolge nicht geglaubten Frieden von Schönbrunn bestätigten und die Tiroler zur Ruhe auffordern. Zusätzlich fand sich in der Beilage der besagten Ausgabe der vollständige Friedensvertrag beigefügt – mit dem für die Tiroler wichtigen Artikel X: Se. Maj. der Kaiser der Franzosen verpflichtet sich den Bewohnern von Tirol und Vorarlberg, die an der Insurrection teilgenommen haben, eine volle und gänzliche Verzeihung auszuwirken, so, daß sie weder in Rücksicht ihrer Personen, noch ihres Vermögens irgend einer Untersuchung unterliegen können.

Die Bemühungen der Bayern wurden in der folgenden Ausgabe vom 13. November fortgesetzt und eine klare Botschaft vermittelt: Es herrscht Frieden zwischen Österreich und Frankreich! Eine Statistik, die aufzeigt, wie viel Fläche und Bewohner die österreichische Monarchie durch den Friedensvertrag von Schönbrunn verloren hat, sollte zudem bewirken, dass auch letzte kriegerische Stimmen zur Vernunft kamen. Trotz der besänftigenden Versuche der bayerischen Regierung und deren Einflussnahme auf die Berichterstattung in der Innsbrucker Zeitung kam es Ende November und im Dezember noch in einigen Gegenden zu Kämpfen von noch verbliebenen Aufständischen, auch wenn die Lage längst aussichtslos war. (Siehe dazu die Beiträge Das Gemetzel von Melleck und Kämpfe in Meran.)

Manfred Schwarz

Quellen und Literatur

– Brigitte Mazohl/Manfred Schwarz/Eva Werner, Die Tiroler Erhebung von 1809 und die zeitgenössische Presse in Wien und Innsbruck, in: Sammelband des Symposiums „Triumph der Provinz: Geschichte und Geschichten 1809-2009“ (in Druck).
– Georg Wagner, Triumph und Tragik des Freiheitskampfes in der Tiroler Presse von 1809, in: Frieda Reitböck (Hg.): Im Strom der Zeit. Festschrift anläßlich des 50-jährigen Bestandes des Bundesrealgymnasiums für Mädchen in Innsbruck, Innsbruck 1960, 63-90.