11. bis 17. Mai

Flucht aus der Stadt

Am 15. Mai 1809 verließ Josef Daney zusammen mit dem Appellationsrat Joseph von Peer, dessen Frau und dem Jurastudenten Johann Heinrich von Mont die Hauptstadt, um weiteren Plünderungen zu entgehen. Von der Bevölkerung wurde diese Flucht nicht sehr gut aufgenommen.

Josef Daney berichtet davon in seinem Tagebuch in einem Brief an seinen fiktiven Adressaten:

Als wir über die Innbrücke gegen Mariahilf kamen, brach eine Kette, welche über unsere Reisekoffer gespannt war. daher mußten wir anhalten, bis ich in die Stadt zurücklaufen und stricke kaufen konnte. Im Zurücklaufen hörte ich ein Kotlackler Weib zu einigen Landstürmern sagen: „Secht’s, Mander! Wie man’s enk macht; z’erst hab’n d’Herrn s’Land verkaft und enk a, und itzt mach’n sie si durch mit’n Geld. Kuan fort lass’n solltet’s.“ Kaum gesagt, war unsere Kutsche schon von mehreren Bauern umringt. Einer sagte dem andern: „Du, die hoba’s Land verkaft.“ Sie können nicht glauben, welche mühe wir hatten, uns noch loszuwinden undfortkommen zu können. Endlich, nach verschiedenen Vorstellungen, ließen sie uns fahren und wir kamen, ohne ferners angehalten zu werden, bis Zirl. Dort trafen wir den Landsturm vom Ötztal und Oberinntal an. Unser schwer bepackter Wagen erregte Aufsehen. Die Bauern drangen zwar ungestüm auf uns ein, indessen erkundigten sie sich bloß um die Lage der Dinge. Wir sagten ihnen, was wir vorteilhaftes wußten,  … So kamen wir auch noch von Zirl ohne Hindernis weiter. Allein kaum hatten wir etwas mehr als den halben Weg von Zirl bis Plattele zurückgelegt, kam uns ein Postknecht im vollsten Galopp nachgeritten und schrie unserm Kutscher zu: „Halt! die Kutscha muß den Augenblick z’ruck!“ – „Warum zurück?“ fragte ich ihn. – „Es ist a Baura Staffeta vo Spruk aucha kema, und die hat g’sät, ma soll enk den Augablick nachsetza und z’ruck lifera“, erwiderte er mir. Unser Postillion wollte auch wirklich die Kutsche schon umkehren; ich kam mit ihm in einen heftigen Wortwechsel. Es würde aber alles nichts genützt haben, wenn nicht ein gewisser Herr von Aigner von Telfs von ungefähr dazugekommen und den Kerl bewogen hätte, wenigst. bis auf die nächste Post Plattele zu fahren.

Kaum war ich dort ausgestiegen, nahm ich gleich eine Postchaise und ließ mich von dem nämlichen Postillion wieder nach Zirl zurückführen. Zuvor gab ich aber dem Herrn Baron von Mont mein königlich-bayerisches Anstellungsdiplom und alle meine Briefe, die ich vom königlich-bayerischen Minister zu Rom bei mir hatte … Nun so des besten Erfolgs ganz gewiß, trat ich, ohne Zeit zu versäumen, meine Rückreise an. Dem Postillion zeugte und versprach ich einen ganzen Taler Trinkgeld. (Erinnerungen Daney, S. 43-45)

Die Schwierigkeiten setzten sich jedoch fort. Die Reisegesellschaft wurde noch einige Male aufgehalten und musste Hilfe in Anspruch nehmen, um an ihr Ziel Meran zu kommen.

Ellinor Forster

Quellen und Literatur

– Mercedes Blaas (Hg.), Der Aufstand der Tiroler gegen die bayerische Regierung 1809 nach den Aufzeichnungen des Zeitgenossen Josef Daney (Schlern-Schriften 328), Innsbruck 2005.