1. bis 7. Juni

Die Finanzierung des Aufstandes

 Am 6. Juni 1809 erließ der österreichische Intendant Joseph von Hormayr ein Patent mit dem Inhalt, dass die Tiroler Bevölkerung schuldig sei, alle Steuern zu entrichten.

Zur Planung eines Aufstandes oder Krieg gehörte auch die entsprechende Finanzierung. Da die Bayern die Kassen mit den Steuereinnahmen noch rechtzeitig außer Landes bringen konnten, war die Organisation von österreichischer Seite aus von Anfang an problematisch.

Die Tiroler Bevölkerung, die sich von den von Bayern eingehobenen Steuern ausgebeutet fühlte, wertete den Beginn des Aufstandes als Zeichen, dass sie dieser Abgaben nun ledig sei. Weder Steuern noch Zölle wurden gezahlt. Zudem war die wirtschaftliche Lage nach bereits über zehn Jahren Krieg sehr schlecht, so dass das Land nicht fähig war, aus eigenen Mitteln den Unterhalt der österreichischen Truppen und die Maßnahmen zur Landesverteidigung zu bezahlen.

Die Militärkasse war sehr bald erschöpft und die meisten Kriegsgelder befanden sich bei Erzherzog Johann. Man musste also Anleihen aufnehmen – bei der Stadt Lienz die Summe von 5700 Gulden in schwerer Münze, bei den Städten Trient und Rovereto, vor allem bei den reichen Bürgern Bozens. Kleinere Darlehen gewährte die Firma Pietro Fedrigotti in Rovereto und einige Innsbrucker Kaufleute, darunter auch der Jude Jonas Nathan. Beglichen werden sollten diese innerhalb kürzerer Frist durch Geld, Überlassung von Salz oder Wechsel an die jüdischen Kaufhäuser Arnsteiner und Eskeles in Wien. Die Gläubiger bekamen ihr Geld jedoch nur zum Teil zurück. Am 12. Mai kamen beispielsweise die Kaufleute Eyrl und Hepperger aus Bozen nach Innsbruck und drangen nachdrücklich auf die Zahlung von 102.000 Gulden, die sie bis zum Eintreffen der Operationskassa vorgeschossen hatten.

Diese Anleihen waren schnell verbraucht und Hormayr wandte sich ohne Erfolg an Erzherzog Johann, der selbst kaum ausgestattet war. Die Stände, die üblicherweise Steuern in der Bevölkerung eingetrieben hatten, gab es seit 1808 nicht mehr. So behalf sich Hormayr durch die Einrichtung der Schutzdeputationen, die für die Verteidigung zuständig sein sollten. Diese richteten nun eine Petition an Kaiser Franz I. In der Tat wurde ihnen 200.000 Gulden und etwas Munition gewährt. Aber auch das genügte nur für kurze Zeit.

Die einzige dauerhafte Möglichkeit, zu Geld zu kommen, lag in der Eintreibung von Steuern. Das nahm die Bevölkerung jedoch sehr problematisch auf und Stimmen wurden laut, dass man dann ja gleich bei Bayern hätte bleiben können. Wer die Steuerzahlung verweigerte, dem wurde mit Verhaftung gedroht. Um diese Pflicht etwas schmackhafter zu machen, kündigte Hormayr einen nahen Landtag an, der wieder die alte Ordnung herstellen würde. Schon im Vorgriff darauf trat er im Juli 1809 in Bozen mit einem Ausschuss der vier Stände in Verbindung, um ein Darlehen von 300.000 Gulden auszuhandeln. Hans von Voltelini unterstellt Hormayr dabei das Ziel, sich selber aus der eigenen Schuldverantwortung zu lösen. (S. 165) Obwohl Hormayr im Juli noch nicht wissen konnte, was im Oktober im Schönbrunner Friedensvertrag stehen würde, so sei er doch als Beamter der Staatskanzlei genügend vertraut mit internationalen Verträgen gewesen. Die Schuldenrückzahlung wäre derjenigen Regierung zugefallen, die das Land letztendlich bekam. Im Falle also, dass Österreich Tirol wieder verlor, hätte Bayern für diese Schuld, die für den Aufstand gegen die Bayern verwendet worden wäre, aufkommen müssen. Aber auch dieser Versuch Hormayrs misslang, es kam nur zur Zahlung einen Bruchteils des ausverhandelten Darlehens und er griff wieder zum Mittel der Privatdarlehen.

Ellinor Forster

Quellen und Literatur

– [Joseph von Hormayr], Geschichte Andreas Hofer’s, Sandwirths aus Passeyr, Oberanführers der Tyroler im Kriege von 1809, 2. Bd., 2. umgearb. u. verm. Aufl., Leipzig 1845.
– Hans von Voltelini, Forschungen und Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im Jahre 1809, Gotha 1909.