27. Juli bis 2. Aug.

Noch einmal Widerstand?

Ende Juli vermehrten sich die Gerüchte, dass das französische Heer wieder auf dem Weg nach Tirol sei. Im Land stellte sich die Frage, wie man sich verhalten solle.

Als von Wien die Nachricht des Waffenstillstandes kam, konnte man dies in Tirol kaum glauben, da die Nachrichten vorher sehr selektiv und beschönigend gewesen waren. Man hatte Österreich immer noch siegreich geglaubt. Schließlich lösten sich die Schutzdeputationen auf.

Die Stimmung in der Bevölkerung war geteilt. In der Stadt erwartete man sich von einem weiteren Widerstand nichts Gutes. Schon der letzte Aufruf zum Ausrücken ins Unterinntal hatte offensichtlich unter den Studenten nur geringen Erfolg gehabt. Der ehemalige Jesuit Professor Zallinger haben seinen Studenten, die vor den Bayern fliehen wollten, Mut gemacht mit den Worten: Die Bayern kommen? Wohin wollen diese ziehen? A pah! Die Bayern sind gute Leute, ich fliehe nicht vor ihnen. Bleiben auch Sie zu Hause und studieren Sie fleissig; es geschieht Ihnen nichts zu Leide. Am Freitag haben wir das Examen. (Frühmesser Eberhöfer, zit. nach Voltelini, 203)

Auch der Innsbrucker Bürger Stettner hatte zum Einzug Andreas Hofers kritisch in sein Tagebuch vermerkt:

Bei einer türkischen Musik am Rennplatze, mit welcher der Landsturm den Sandwirth beehrte, wurde mehrmals ausgerufen, ‚es lebe unser Vater Hofer‘! Alle jene Tiroler, welche im Besitze eines Eigenthums oder vom Erwerb lebten, überhaupt der fleissige, ruhige Bürger und Landmann, würden sehr gerne in diese Ausrufungen eingestimmt haben, wenn ‚der Herr Vater‘ zu Haus geblieben und das Land nicht neuerdings befreit hätte. (Tagebuch Stettner, zit. nach Voltelini, 203)

Davon unterschied sich jedoch die Einstellung der Anführer, wie etwa Josef Speckbacher und Andreas Hofer, die auch zu diesem Zeitpunkt noch Pläne schmiedeten, wie man am besten vorgehen solle und noch Aktionen, wie die Brückenzerstörung bei Rattenberg, setzten. Als selbst ihnen die Lage ausweglos schien, nahmen sie zum Teil das Angebot Österreichs, mit dem Militär das Land zu verlassen, Gebrauch. Zum Teil kämpften sie jedoch an verschiedenen Orten weiter.

Ellinor Forster

Quellen und Literatur

– Hans von Voltelini, Forschungen und Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im Jahre 1809, Gotha 1909.